
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstinteressierte,
mit Freude ist das Kuratorinnenteam, bestehend aus Elisabeth Claus, Iris Solbès und mir, dieses Jahr die zahlreichen und vielen qualitätvollen Bewerbungen durchgegangen. Dass die Kuratierung zu einem guten Ergebnis geführt hat, ist also nicht verwunderlich, wovon Sie sich im Mai selbst überzeugen können!
Aufgrund der besonderen Förderung durch NEUSTART KULTUR, die dem Einsatz der Organisatorinnen Brigitte Seiler und Rita Stern zu verdanken ist, werden dieses Jahr die Unterstützung von NachwuchskünstlerInnen, den Young Artists, sowie die Nachhaltigkeit der Kunstmesse im Vordergrund stehen.
Die Young Artists wurden seit der ersten Main Art immer berücksichtigt. Um ihre Bedeutung hervorzuheben, werden sie dieses Jahr als solche benannt und bekommen eine noch intensivere Betreuung als in den Vorjahren: Gespräche im Vorfeld werden ausführlicher geführt und für die Durchführung wird ein Leitfaden zur Kojengestaltung erstellt.
Neben der gleichberechtigten Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte gehört immer stärker auch die Kultur zum Leitbild der Nachhaltigkeit. So wurde im Vorfeld der UNESCO-Weltkulturkonferenz MONDIACULT 2022 von Sachverständigen der Bericht „Turbulente Zeiten: Der Mensch und die Natur — kultureller Mut zum Wandel“ vorgelegt. EU-Kulturkommissarin Mariya Gabriel erklärte: „Kultur ist das Fundament unserer Gesellschaft. Sie hilft uns, uns selbst zu hinterfragen und die Veränderungen vorzunehmen, die uns wichtig erscheinen.“ Es sind die Kulturschaffenden, die alte Denkmuster aufbrechen, die durch ihre Kunst individuelle und gesellschaftliche Lern-, Such- und Gestaltungsprozess anregen.
Und auf der Main Art finden sie einen idealen Raum: So hat die Familie Brass in der Aschaffenburger Grünewaldhalle schon vor Jahrzehnten einen Ort geschaffen, an dem im Rahmen der Main Art ein erprobtes, aber lang vernachlässigtes „globales Wir“ entstehen kann – weg von den untauglich gewordenen Bildern und Botschaften der Wachstumskultur, hin zu einer Gemeinwohlorientierung und Gestaltungsverantwortung. Dazu zählen Führungen für Schulen sowie Erwachsene und der individuelle intensive Austausch mit den Künstlern, aber auch die lang anhaltende Vernetzung unter den AusstellerInnen, z.B. durch die After Art Abende.
Ich wünsche allen eine anregende und genussvolle Main Art, auf der bis zur Gaumenfreude alle Sinne bedient werden. Ich freue mich schon auf die Kunst und die AustellerInnen, die tiefgründigen sowie heiteren Gespräche, die Fragen und Antworten.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Bianca Hambusch
(Kuratorin der Main Art, Kunsthistorikerin und Ethnologin)
Bianca Hambusch M. A.
Kunsthistorikerin und Ethnologin
„Für mich stellt die Main Art einen transkulturellen Raum dar, in dem die Kunst die Menschen an ihren persönlichen Standpunkten abholt und zu neuen Horizonten führt. Alte Stereotypen sollen dabei abgebaut, nationales und trennendes Denken dekonstruiert werden. Gerade im Zeitalter der zweiten industriellen oder besser digitalen Revolution ist – wie um 1900 – die Kunst ein Weg, um aus dem grauen Alltag entfliehen zu können und die Sinne neu zu animieren.“
Bianca Hambsuch promoviert derzeit an der TU Dresden zur Kunstgeschichte Argentiniens um 1900. Als Kunsthistorikerin und Ethnologin reist sie viel und setzt ihre Cross-Over-Inspirationen in Projekten und im Beruf um.
Bereits an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg nahm Bianca Hambusch an Seminaren zum nationalen und internationalen Kunstmarkt teil und setzte sich mit der Präsentation von Kunst in Museen sowie auf Kunstmessen auseinander. Praktische Erfahrungen sammelte sie in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und bei den Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg. In den Firmen TMS Multimedia Mannheim und Art Maks Kulturreisen erweiterte sie ihre Kenntnisse in Administration und Kulturmanagement. Mit der Geburt ihrer Kinder konzentrierte sich Frau Hambusch auf ihre Dissertation. So rückten in den letzten drei Jahren Vorträge und Publikationen zu ihrem Forschungsvorhaben in Europa sowie Lateinamerika in den Vordergrund.
Seit 2015 ist Frau Hambusch Kuratorin der Main Art. Sie steht für Kontinuität und Stabilität. Dass die Main Art 2022 in einem Jugendstilbau stattfindet, freut die Kuratorin, deren Forschungsschwerpunkt die Jugendtsil-Architektur ist, außerordentlich. Das Gebäude entstand in einer Zeit, in der Kunst um der Kunst Willen produziert wurde. Der räumliche Rahmen hat einen kunsthistorischen Wert und verleiht der 3. Main Art ein sublimes Ambiente.
Elisabeth Claus
1. Vorsitzende des Neuen Kunstverein Aschaffenburg e.V.
„Als Leiterin eines Kunstvereins sehe ich mich als Vermittlerin zwischen aufgeschlossenen Bürgern – Kindern und erwachsenen Kunstbetrachtern – und der zeitgenössischen und experimentellen Kunst, um den Blick für die subversiven und bereichernden Impulse heutigen Kunstschaffens zu öffnen und Bürgern kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.
Wenn wir Kunst als sozialen Prozess begreifen, in dem der Rezipient durch seine verstehende Reaktion dem Kunstwerk erst die gesellschaftliche Relevanz gibt, so ist die Kunstvermittlung der wichtige Agent, denn ohne den sinngebenden Nachvollzug des Betrachters bleibt das Kunstwerk unvollendet.“
Elisabeth Claus ist seit 1991 1. Vorsitzende des Neuen Kunstverein Aschaffenburg e.V. und engagiert sich als Kuratorin für zeitgenössische Kunst sowie als Kunstkritikerin für verschiedene Kunstmagazine und Zeitungen.
Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte, Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie und Pädagogik an der Universität in Würzburg war sie als Lehrerin am Gymnasium sowie als freie Journalistin und Organisatorin von Kunstausstellungen aktiv. Auch leitete sie von 1977 bis 1983 einen Literaturverein, bevor sie bis 1989 nach Kairo, Ägypten auswanderte und dort Herausgeberin des einzigen deutschsprachigen Monatsmagazins (papyrus) wurde. In Ägypten engagierte sie sich weiter als freie Journalistin, Kuratorin, Kunstkritikerin und Organisatorin von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. In Zusammenarbeit mit der Ain-Shams-Universität Kairo und dem Goethe-Institut Kairo hielt sie zahlreiche Vorträge, leitete Seminare und organisierte Literatur- und Tourismusprojekte. Ein für sie wichtiges Projekt war die Arbeit an Entwicklungsprojekten der GTZ in arabischen Ländern mit besonderem Schwerpunkt auf Projekten mit Beduinenfrauen. Zurück in Deutschland nahm Elisabeth Claus bis zu ihrer Pensionierung 2013 die Lehrtätigkeit am Gymnasium erneut auf.
Iris Solbès
Geschäftsführende Leiterin KunstLANDing des Neuen Kunstverein Aschaffenburg e.V.
„Kunst verbindet unsere Gesellschaft. Sie bringt Menschen dazu, aus ihren homogenen, geschlossenen Kreisen herauszutreten und sich neuen Sichtweisen zu stellen. Gerade in herausfordernden Zeiten erfüllen innovative künstlerische Positionen die Aufgabe eines Leuchtturms in der Brandung. Denn Kulturschaffende haben ein untrügliches Gespür, mit dem sie den Finger in die Wunde legen und sowohl zukunftsgerichtete wie überlebenswichtige Debatten anstoßen.“
Iris Solbès studierte Volkswirtschaftslehre und Psychologie und Ethnologie in Frankfurt am Main und Marburg. Bereits während des Studiums gründete sie mit einer Kern-Equipe das Kulturmagazin FRIZZ in Aschaffenburg und Würzburg und im Zuge dessen eine Agentur zur Medienentwicklung. In dieser Zeit arbeitete sie als auch als Chefredakteurin, Journalistin, Autorin und Texterin. Sie konzipierte anschliessend für die Brinell City AG das Online-Medium bewegungsmelder, das als eines der ersten großen Kultur- und Medienportale der New Economy an den Start ging. Im Auftrag des Kulturreferates der Stadt Würzburg launchte und etablierte sie das Projekt KulturGut und weitere Kulturmedien. Neben dem Berufsleben leitete sie mehrere Jahre ein kreatives Kleingartenrestaurant.
Seit 2015 begleitete sie den neuen Kunstverein Aschaffenburg als 2. Vorsitzende und Kuratorin und leitet seit 2021 das Ausstellungshaus KunstLANDing des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg e.V. als Geschäftsführerin.
Iris Solbès lebt in Aschaffenburg und Marseille.
english version
Bianca Hambusch M.A.
Art Historian and Ethnologist
“I see Main Art as a trans-cultural space, in which Art collects people at their personal point of view and transports them to new horizons. Obsolete stereotypes must be dismantled, nationalistic and separatist ways of thinking demolished. As it was in 1900, Art is now in this time of the second Industrial Revolution – or perhaps more accurately the Digital Revolution – the means to escape the grey drudgery of our lives and reactivate the senses.”
Bianca Hambusch is at present engrossed in a doctorate on the History of Art in Argentina circa 1900, at the TU Dresden. She travels extensively in her capacity as an Art Historian and Ethnologist, promulgating her crossover ideas in numerous projects.
Back in her days at the Ruprecht Karls University Heidelberg, she regularly took part in seminars on the subject of the domestic and international art market, and grappled with the various aspects of the presentation of art in museums and exhibitions. She gained valuable practical experience at the Reiss Engelhorn Museum Mannheim, and various public gardens and castles in Baden-Württemberg. She then further expanded her knowledge of administration and also art management while working for the firms TMS Multimedia Mannheim and Art Maks Kulturreisen.
With the birth of her children, she began dedicating what spare time she had to work on her dissertation. For the last three years she has been occupied with lectures and publications based on her research work in Europe and Latin America.
Since 2015, Frau Hambusch has been curator of Main Art. Her presence is a reassuring guarantee of stability and continuity. The fact that Main Art 2022 takes place in an Art Nouveau building is a source of immense pleasure to her, as Art Nouveau – or Jugendstil – is an important focal point of her research. The building was erected at a time in which art was often created solely for art’s sake. The spacial framework is of great historical value, and confers on Main Art a wonderful and unique ambience.
Elisabeth Claus
Head of the New Art Society Aschaffenburg e.V.
“As head of the Art Society, I see myself as a conduit between a broad-minded public – both young and old – and contemporary and experimental art, as a means of opening the public’s eye to the subversive and rewarding impulses of modern artistic creativity and enabling them to participate in it.
If we look at art as a social process, in which the consumer gives the work of art its social relevance through his or her understanding of it, then the communication of art is the catalyst, because without the intelligent appreciation of the observer, the work of art remains incomplete.”
Elisabeth Claus is head of the New Art Society Aschaffenburg since 1991. She is a much sought-after art critic for a number of art magazines and newspapers, and is a sincerely dedicated curator of contemporary art.
After completing her studies of Literature, History, Sociology, Political Science, Psychology and Educational Science at the University of Würzburg, she taught in high schools, then worked as a journalist and an organiser of art exhibitions for several years. From 1977 to 1983 she headed a literary society, and moved in 1983 to Cairo, where she became editor of the only German language monthly magazine there, Papyrus. In Egypt, she was highly active as a freelance journalist, curator, art critic, and organiser of art exhibitions. In cooperation with the Ain-Shams University and the Goethe Institute of Cairo, she gave numerous popular lectures, organised seminars and a host of touristic and literary projects. Especially dear to her heart was the work she did for development projects of the GTZ in Arabian countries, and especially the projects supporting Bedouin women. After returning to Germany, she went back to high school teaching until retiring in 2013.
Iris Solbès
Managing Director KunstLANDing, New Art Association Aschaffenburg (Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V.)
“Art connects society and brings us together. It coaxes people out of their safe, closed, homogenous circles and presents them with new points of view. More than ever in these challenging times, innovative artistic viewpoints become our lighthouses in the raging storm. This is so, because artists possess an unerring intuition, which enables them to stick their fingers in the wounds, probe sore points and provoke vital and forward-looking debates.”
Iris Solbès studied Economics, Psychology and Ethnology in Frankfurt am Main and Marburg. While still studying, she was co-founder of both the cultural magazine FRIZZ in Aschaffenburg and Würzburg, and also an agency for media development. At that time she was active as Editor in chief, journalist, author and copywriter. She then conceptualised for Brinell City AG the online medium “Brandmelder”, which was one of the first great cultural and media internet portals of the New Economy. On behalf of the Cultural Department of the city of Würzburg, she launched and developed the project KulturGut and various other cultural mediums. Parallel to these achievements, Iris successfully managed an imaginative allotment garden restaurant for many years.
Since 2015, she has been vice-chairperson and curator of the new Art Association (Kunstverein) Aschaffenburg, and since 2021 also manages its exhibition center KunstLANDing.
Iris lives in Aschaffenburg and Marseille.